02.08.2023 - Baukultur- und Kulturpreisträger stehen fest

Die Kulturpreisträger 2023 stehen fest: Die sechste Kulturpreisträgerin des Landkreises Rottal-Inn ist die renommierte Jazz-Künstlerin Lisa Wahlandt. Einen Sonderpreis für das Lebenswerk geht an Rut Kohn. Den Baukulturpreis erhalten Sabine Ewert und Robert Neuberger.

 

Die Kulturpreisträgerin Lisa Wahlandt ist 1966 in Arnstorf geboren und in Johanniskirchen aufgewachsen und mittlerweile Wahlmünchnerin mit großer Tendenz zur Rückkehr in ihre Heimat Rottal-Inn. Sie studierte Jazzgesang am Bruckner Konservatorium Linz und erhielt 1994 ein Stipendium an der Manhattan School of Music New York. Ihr Gesangsrepertoire reicht von Jazzstandards, Coverversionen von Pop-Klassikern bis hin zu eigenen Kompositionen. Auch als „Heimatsoundkünstlerin“ kann man sie erleben. Ihr Debut-Album „Mind Games“ erschien 1996. Es folgte „Mind Games Plays Music“ of Stan Getz and Astrud Gilberto. Dieses stand auf Platz 1 der Jazz-Charts Singapur. 2002 erhielt Wahlandt den Newcomer-Preis der Süddeutschen Zeitung und des Bayerischen Rundfunks für die CD „Bossa Nova Affair“ mit Mulo Franzel. 2006 erhielt sie den Preis des Goethe-Instituts für die Vertonung „Gesang der Geister über den Wassern“ von Johann Wolfgang von Goethe. Konzerte in Korea, Singapur, Polen, Kroatien folgten.

 

Einer ihrer Geniestreiche war 2013 die Gründung der Band „Die Drei Damen“. Mit Einladungen in die Bayerische Vertretung in Brüssel, uvm.

Wahlandt hat mittlerweile über 20 CDs veröffentlicht, aktuell entsteht „Seams like Yesterday“ mit zahlreichen überraschenden Neuinterpretationen bekannter Songs, u. a „Highway to Hell“.

 

Wahlandts Musik steht regelmäßig auf den Playlists von Bayern 2 und Bayern-Klassik. Die diesjährige Kulturpreisträgerin, die einst mit Lagerfeuermusik, als Sängerin in Bands aus Pfarrkirchen und Vilshofen ihre Karriere begann, ist mittlerweile auf diversen Konzertbühnen, im Radio und im Fernsehen zu hören und zu sehen. Dabei hat Sie nie den hohen künstlerischen Anspruch, den sie an sich selbst stellt, zugunsten eines oberflächlichen Hitparadenerfolgs aufgegeben.

 

 

Einen Sonderpreis für ihr Lebenswerk erhält in diesem Jahr Rut Kohn.

Sie wurde 1937 in Trebusice/Tschechien geboren. Sie studierte Pädagogik und arbeitete zunächst als Lehrerin in Karlsbad und heiratete den Dramaturgen, Literaten und Publizisten Pavel Kohn (1929–2017), Überlebender von Theresienstadt, Auschwitz und Buchenwald, später Mitarbeiter bei Radio Free Europe in München. 1967 emigrierte die Familie im Prager Frühling nach Deutschland. 1979 kam Rut Kohn erstmals ins Rottal und wohnt seit 1990 dauerhaft in Figling bei Triftern.

 

Ihre malerische Tätigkeit begann in München. Ihre erste große Ausstellung hatte sie 1983 im Pavillon des Alten Botanischen Gartens mit ihrem Werkzyklus zu Franz Kafka. Sie erhielt 1986 und 1988 Preise des Hauses der Kunst und 1991 den Seerosenpreis der Stadt München. 2006 wurde sie, wie die ehemalige amerikanische Außenministerin Madeleine Albright. als „Bedeutende tschechische Frau in der Welt“ ausgezeichnet.

 

Ihr Werk ist geprägt von Zyklen, an denen sie laufend weiter arbeitet, u. a.: Franz Kafka (seit 1979), Bilder zum Alten Testament (seit 1986), Kanaldeckel (ab 1987), Zinken-Zeichen, Comenius (ab 1998), Anna-Zyklus (1988/99).

Sie illustrierte literarische Werke wie Gedichte von Karel Jaromir Erben („Kytice“/Blumenstrauß), 2011, oder die Winterreise nach Wilhelm Müller und Franz Schubert, 2016. In einem Zeitraum von acht Jahren (2005‒2013) malte sie in Grillenöd bei Haarbach eine ganze Kapelle aus.

 

Rut Kohns Werke waren in ganz Europa in Ausstellungen zu sehen, u. a. in Berlin, München, Passau, Basel, Paris, Salzburg, Zürich, Paris, Prag. Sie ist aber auch im Landkreis immer wieder präsent, zuletzt mit einer großen Ausstellung ihres Zyklus zum Alten Testament im Haus für zeitgenössische Kunst Triftern und dem Kafka-Zyklus im Amtsgericht Eggenfelden. Sie engagierte sich immer wieder auch bei kulturellen und caritativen Aktionen im Landkreis, etwa bei Benefizauktionen für die Fluthilfe 2016 oder die Benefizauktion des Landkreises für die Ukraine 2022.

 

 

Der Baukulturpreis, der alle zwei Jahre verliehen wird, geht 2023 an Sabine Ewert und Robert Neuberger aus München für die Sanierung des Wohn- und Geschäftshaus Stadtplatz 24 in Pfarrkirchen, ein Baudenkmal. Vor dem Umbau (2016‒2019) handelte es sich um ein unübersichtliches, historisch gewachsenes Konglomerat mit sehr unterschiedlich großen Wohnungen, zum Teil noch mit Etagen-WC. Der einstige Durchgang zum Kirchplatz war der Gastronomie zugeschlagen und nicht mehr nutzbar, ebenso wie der völlig verbaute ehemalige Innenhof. Beides wurde während der Baumaßnahme freigeräumt und somit ein wichtiger Weg innerhalb der Stadt wieder begehbar gemacht. Im Erdgeschoß wurden eine Gastronomiefläche mit separater Küche und ein Laden geschaffen. Im Rückgebäude entstanden außerdem Garagen, Technik-, Fahrrad- und Nebenräume und ein barrierefreies Büro, das auch als Pflegewohnung nutzbar wäre. Auch in den Obergeschoßen blieb die historische Struktur mit zentraler Diele und seitlichen Raumachsen, einschließlich der vorhandenen einläufigen Treppe erhalten. Hier entstanden vier Etagenwohnungen mit Fenstern zum Stadtplatz und Balkonen zum Innenhof. Historische Ausstattungen und Oberflächen wurden weitgehend bewahrt, moderne Technik und Bäder eingebaut. Die historischen Kastenfenster wurden restauriert oder nach Vorbild der vorhandenen ersetzt. Alle historischen Türen blieben erhalten, wurden überarbeitet und wieder eingebaut. Ebenso blieben die vorhandenen Holzböden weitgehend bestehen. Im Rückgebäude am Kirchenplatz 6, das nicht Teil des Denkmalensembles ist, wurden drei Maisonette-Wohnungen unterschiedlicher Größe eingerichtet. Sie sind durch eine gemeinsame Außentreppe im Innenhof erschlossen. Durch das Zusammenlegen von 1. Obergeschoß und ehemaligem Dachgeschoß als Galerieebene konnten trotz der ursprünglich geringen Raumhöhen großzügige und hohe Wohnräume entstehen. Weil im Ensemblegebiet Dachgauben nicht zulässig waren, wurden in Abstimmung mit den Behörden schmale, fensterverglaste Dachflächenfenster eingebaut.

Obwohl für Denkmäler nicht vorgegeben, ergeben die freiwillig erstellten Energieausweise Werte, die mit einem energetisch sanierten Einfamilienhaus vergleichbar sind (ca. 100 kwh qm-a Primärenergiebedarf und ca. 91 kwh qm-a Endenergiebedarf gem. ENEV 2013).

 

Die Preisträger dürfen sich auf ein Preisgeld in Höhe von 2500€ bzw. 500€ und eine Preisfigur freuen. Die feierliche Verleihung findet im Rahmen eines Festaktes Ende November statt.