20.06.2023 - Kindern auf kurz oder lang ein Zuhause geben

Jugendamt Rottal-Inn sucht verstärkt Pflegefamilien – Informations-veranstaltung am 29. Juni im Landratsamt

 

Es gibt Situationen, in denen Eltern kurz- oder längerfristig nicht mehr in der Lage sind, die Betreuung ihres Kindes zu gewährleisten. Das Amt für Jugend und Familie Rottal-Inn ist daher verstärkt auf der Suche nach Familien, die bereit sind, Kindern vorübergehend oder auf Dauer ein Zuhause zu bieten. „Es werden Pflegefamilien zur Unterbringung von Kindern unterschiedlichen Alters gesucht“, so Sabine Sanladerer vom Pflegekinderdienst am Jugendamt des Landkreises, die ergänzt: „Dabei ist es wichtig zwischen den Formen, Kinder in Pflege zu nehmen zu unterscheiden, nämlich der Kurzzeitpflege, der Bereitschaftspflege sowie der Dauerpflege. Dies ergibt sich immer aus der Situation, warum ein Kind im Moment oder auch auf längere Sicht nicht bei seinen leiblichen Eltern sein kann.“

Unter Kurzzeitpflege versteht man die Betreuung eines Kindes oder Jugendlichen bei Krankenhaus-, Kur- oder Auslandsaufenthalten der Eltern für eine befristete Zeit. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die über kein ausreichendes soziales Umfeld verfügt und keine Betreuungspersonen zur Hand hat, zur Entbindung ins Krankenhaus muss. Dann werden die Kinder so lange in einer Pflegefamilie untergebracht, bis die Mutter nach der Entbindung wieder entlassen wird. Darüber hinaus gibt es die Bereitschaftspflege, auch bekannt als Notpflege. Diese ermöglicht die Pflege in Krisensituationen mit sofortiger Aufnahmemöglichkeit bis zu ca. drei Monaten zur Klärung des weiteren Aufenthalts des Kindes. Diese kann in Anspruch genommen werden, wenn ein Kind z. B. in der Schule erzählt, dass es nicht mehr nach Hause möchte. Dann erfolgt eine kurzfristige Unterbringung in Bereitschaftspflege, bis durch das Jugendamt geklärt ist, ob das Kind wieder nach Hause kann. Die wohl bekannteste Art der Kinderpflege ist die Dauer- bzw. Vollzeitpflege. Diese ist eine mögliche Hilfe zur Erziehung für Eltern, die sich nicht in der Lage sehen, eine dem Wohl ihres Kindes entsprechende Erziehung selbst zu gewährleisten. Für die Pflegefamilie bedeutet das, dass das Kind seinen Lebens- und Erziehungsmittelpunkt in der Pflegefamilie hat. Die Pflegeeltern stimmen sich mit den leiblichen Eltern und dem Jugendamt ab. Ein Beispiel für eine Vollzeitpflege wäre eine Situation, in der eine Mutter nach der Geburt ihres Kindes im Rahmen einer Unterbringung in einer Mutter-Kind-Einrichtung unterstützt wird und sich diese Unterstützung als nicht ausreichend zeigt. Die Mutter ist trotz engmaschiger Betreuung weiter überfordert und nicht in der Lage, sich selbst um ihr Kind zu kümmern. Das Kind wird mit Zustimmung der Mutter in einer Pflegefamilie untergebracht. Das Pflegeverhältnis ist auf einen längeren Zeitraum angelegt. Zu gegebener Zeit erfolgt die Prüfung, ob die Mutter sich stabilisiert hat und wieder selbst in der Lage ist, ihr Kind zu erziehen oder ob ein dauerhafter Verbleib in der Pflegefamilie erforderlich ist.

Die konkrete Ausgestaltung der Hilfe – von der kurzfristigen Aufnahme bis hin zur langfristigen Lebensperspektive für das Kind oder den Jugendlichen – richtet sich nach dem erzieherischen Bedarf sowie dem Wohl des zu betreuenden Kindes oder Jugendlichen. Während der gesamten Dauer eines Pflegeverhältnisses werden die leiblichen Eltern und die Pflegefamilie vom Jugendamt betreut. „Sofern man sich als Pflegefamilie engagiert, wird man natürlich nicht alleine gelassen“, wie Manfred Weindl, Leiter des Amtes für Jugend und Familie im Landkreis Rottal-Inn erklärt: „Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes bereiten potentielle Pflegefamilien auf ihre Aufgabe als Pflegeeltern vor und stehen als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung.“ Im Rahmen der Eignungsfeststellung wird anhand von persönlichen Gesprächen sowie einem zweitägigen Vorbereitungsseminar gemeinsam erarbeitet, wie Kind und Familie zusammenpassen und welche Pflegeform sich für die jeweilige Familie eignet. Der Unterhalt von Pflegekindern ist in Form von Pflegegeld sichergestellt.

Um interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich unverbindlich zu informieren, veranstaltet das Jugendamt einen speziellen Infoabend zu dem Thema. Dieser findet am Donnerstag, 29. Juni um 18 Uhr im Landratsamt Rottal-Inn (Geb. 5) statt. Dabei werden nicht nur Jugendamtsleiter Manfred Weindl sowie Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes fachlichen Input geben. Es werden auch zwei erfahrene Pflegefamilien aus der Praxis berichten und ihren Alltag schildern, u. a. Martin Wimberger, Vorsitzender des PFAD für Kinder Rottal-Inn e.V., einer Vereinigung von Pflege- und Adoptivfamilien. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Für Rückfragen können Sie sich gerne an das Jugendamt Rottal-Inn bzw. den Pflegekinderdienst unter 08561 20-521 oder per E-Mail an pflegekinderdienst@rottal-inn.de wenden.

 

 

 

 

 

Bild: Freuen sich auf die bevorstehende Informationsveranstaltung am 29. Juni: Jugendamtsleiter Manfred Weindl mit (v. l.) Brigitte Winklhofer, Sina Saliger (Studienpraktikantin), Sabine Sanladerer und Magdalena Kainz, allesamt vom Pflegekinderdienst am Jugendamt des Landkreises.