14.11.2020 - Landrat zur Corona-Situation: „Wir sind auf gutem Weg“

Nach dem bundesweiten Spitzenplatz beim Inzidenzwert, gehen die Corona-Zahlen im Landkreis Rottal-Inn nun seit Tagen konstant nach unten

 

Regionaler Lockdown, ein Inzidenzwert von über 300, zeitweise bayern- und bundesweiter Spitzenreiter beim Inzidenzwert, direkter Übergang in den bundesweiten Lockdown – der Landkreis Rottal-Inn hat in Sachen Corona eine schwere Zeit hinter sich. Seit Tagen ist nun aber ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Während viele Landkreise in der Nachbarschaft bei den Inzidenzwerten nun ihrerseits extrem nach oben schießen, geht der Wert in Rottal-Inn seit Tagen relativ konstant zurück, ist mittlerweile bei 172 und damit unter dem bayernweiten Durchschnitt (180,68, Zahlen Stand Freitag). Das benachbarte Altötting, das lange Zeit beneidenswert niedrige Inzidenzwerte verzeichnen konnte, war zwischenzeitlich bei 280 (mittlerweile 226) angelangt, Freyung-Grafenau hat 330 erreicht, Traunstein sogar die 400 überschritten (420,7). Noch extremer fällt der Vergleich aus, wenn man den Blick auf die oberösterreichischen Nachbarn richtet: Braunau am Inn, der direkte Nachbar von Simbach am Inn, liegt mittlerweile bei einem Inzidenzwert von 539, mehrere weitere, darunter Ried im Innkreis, Eferding und Schärding haben sogar die 1000er-Marke überschritten.  

 

Wie also ist der Rückgang der Zahlen im Landkreis Rottal-Inn zu erklären?

„Der Hauptgrund, und davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt, ist, dass unsere Kontaktermittlung nie aufgegeben hat“, ist sich Landrat Michael Fahmüller sicher. „Wir haben selbst zu Zeiten, als wir täglich weit über 60 Neuinfektionen hatten, tagesaktuell alle Kontaktpersonen ermittelt und unter Quarantäne gestellt, nur so war ein Unterbrechen der Kontaktketten und damit ein Ausbreiten der Pandemie selbst zu Zeiten des extremen Inzidenzwerts möglich. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben hier beinahe übermenschliches geleistet, um der extremen Ausbreitung der Krankheit Einhalt zu gebieten, täglich bis tief in die Nacht hinein, bis der regionale Lockdown dann endlich Wirkung zeigte und es wieder ein wenig ruhiger wurde.“

Und damit wäre auch der zweite Grund genannt: „Der regionale Lockdown spielt sicherlich ebenfalls eine ganz entscheidende Rolle“, so der Landrat. „Wir haben lange Zeit alles dafür getan, diesen aus Rücksicht auf unsere Bürgerinnen und Bürger, insbesondere auf unsere Wirtschaft, zu verhindern, bis es eben nicht mehr anders ging. Doch bei all den Problemen, die der Lockdown für unsere Unternehmen mit sich brachte und die wir nun hoffentlich durch die erreichte zusätzliche Förderung abmildern können – es zeigt sich schon, dass diese, wenn auch harte Maßnahme, Wirkung zeigt“. Der Landkreis, so Fahmüller, sei durch den regionalen Lockdown den anderen etwa eine Woche in der Entwicklung der Zahlen voraus, auch was die Auswirkungen der Maßnahmen auf den Inzidenzwert betrifft. Die Tatsache, dass Berchtesgaden, das ja noch früher in den Lockdown ging, bereits bei einem Inzidenzwert von unter 138 angelangt ist, spreche ebenfalls für diese These, auch wenn Berchtesgaden nicht ganz so hohe Werte hatte, wie Rottal-Inn zeitweise. Die Allgemeinverfügung des Landkreises, die zusätzlich zu den bundesweiten Maßnahmen Maskenpflicht und Alkoholverbot auf den bekannten öffentlichen Plätzen, sowie die Besuche in Krankenhäusern und Einrichtungen wie Pflegeheimen etc. regelt, wird nochmals um zwei Wochen verlängert.

 

Immer wieder wird insbesondere in den sozialen Medien die Behauptung laut, der Inzidenzwert sinke, weil weniger getestet werde – die „Begründungen“ dafür reichen von „die Leute haben Angst, sich testen zu lassen“ zu Verschwörungstheorien wie „es wird bewusst weniger getestet, um den Lockdown zu rechtfertigen“. Aus diesem Grund hat das Landratsamt nun eine Auswertung der Testzahlen an den Testzentren des Landkreises vorgenommen – die Anzahl der Testungen durch mobile Teams und Hausärzte ist dabei nicht erfasst, da diese Zahlen dem Landratsamt nicht vorliegen, dürfte aber ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen. Das Ergebnis der Analyse: Das Testaufkommen ist mit Beginn des Lockdowns sogar noch deutlich gestiegen! In der Woche vor dem lokalen Lockdown (20.10. - 26.10.) wurden im Testzentrum Pfarrkirchen 1.669 Personen getestet, in der Woche des lokalen Lockdowns (27.10. - 02.11.) waren es 2.005 und in der ersten Woche des bundesweiten Lockdowns (03.11. - 09.11.) waren es im Testzentrum Pfarrkirchen und ab 04.11. zusätzlich mit dem Testzentrum Simbach 1.711.

Ein Rückgang des Inzidenzwertes durch ein geringeres Testaufkommen ist somit also klar auszuschließen. Trotz des erfreulichen Trends warnt Landrat Michael Fahmüller aber vor Leichtsinn: „Über den Berg sind wir noch lange nicht“, befürchtet er. „Es kommt darauf an, dass wir uns jetzt alle zusammenreißen, damit die für viele Bürgerinnen und Bürger harten Maßnahmen sich auch längerfristig auszahlen und nicht umsonst waren“, so der Landrat.

 

 

Diagramm: Sowohl beim Inzidenzwert als auch bei der Anzahl der aktuell Infizierten war am 31. Oktober der Höchststand erreicht – seitdem gehen die Zahlen zurück.