01.06.2023 - Postkartenaktion gegen Einsamkeit

Gesundheitsregion plus Rottal-Inn: Arbeitskreis Psychische Gesundheit startet Postkartenaktion

 

Jeder fühlt sich manchmal einsam. Kennen Sie das Gefühl? Mit der Wahl des Präventionsschwerpunktthemas 2023 lenkt das Bayerische Gesundheitsministerium die öffentliche Aufmerksamkeit auf das dringliche Thema Einsamkeit. Per Definition versteht man unter Einsamkeit das subjektive, negative Gefühl einer Diskrepanz der gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen. Dabei ist die Qualität der Beziehungen wichtiger als die Quantität. „Länger dauernde Einsamkeit und auch der häufig damit verbundene Lebensstil können sich negativ auf Jung und Alt auswirken. So steigt etwa bei älteren Menschen das Risiko einer Demenzerkrankung, wohingegen sich bei Personen im frühen bis mittleren Erwachsenenalter das Risiko einer psychischen Krankheit, wie z. B. einer Angststörung oder Depression erhöht“, weiß Sophia Freudenstein, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus Rottal-Inn, die gemeinsam mit dem Arbeitskreis Psychische Gesundheit, welcher durch die Gesundheitsregion plus initiiert wurde, das Thema Einsamkeit entstigmatisieren möchte. „Jeder fühlt sich oder hat sich bereits einmal einsam gefühlt. Entscheidend ist es, Ressourcen zu haben oder zu finden, dass man den Weg wieder herausfindet“, so Freudenstein. Die Mitglieder, bestehend aus dem AMEOS Klinikum Inntal, der AOK Direktion Passau Rottal-Inn, der Beratungsstelle Rottal-Inn, des BRK, dem Bündnis gegen Depression, der Caritas, der Diakonie Passau, dem Gesundheitsamt Rottal-Inn, einigen Hausärzten, den Jugendsozialarbeitern an Schulen, und der vivissimo Tagespflege, haben daher nun gemeinsam eine Postkartenaktion gestartet.

Im Rahmen dieser Aktion erhalten die Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Informationen zum Thema Einsamkeit und werden anhand einer kurzen, anonymen Umfrage gebeten, ihre Einschätzung und Erfahrung abzugeben. Die Postkarten werden über zahlreiche Stellen verteilt, u. a. über die Seniorenbeauftragten der Gemeinden, Jugendsozialarbeiter an Schulen, Streetworker, die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien, beim Bündnis gegen Depression, beim sozialpsychiatrischen Dienst des BRK-Kreisverbandes Rottal-Inn, beim AMEOS Klinikum Inntal, bei den Caritasstationen im Landkreis, bei der AOK Direktion Rottal-Inn und auch bei einigen Haus- und Fachärzten. „Wer an keine der Umfrage-Postkarten kommt, der kann sich natürlich gerne bis 21. Juli 2023 online an der Umfrage beteiligen. Alle Informationen dazu findet man auf der Landkreiswebseite www.rottal-inn.de/gesundheitsregionplus unter Aktuelles“, so Freudenstein.

Auch Marius Schachinger, Bauingenieur und bekannt aus seiner Radtour von Simbach am Inn nach Nepal hat sich die Zeit genommen und die Fragen der Postkartenaktion im Gespräch mit der Geschäftsstellenleiterin Sophia Freudenstein beantwortet:

Wie oft fühlen Sie sich einsam?

„Einsamkeit kenne ich ziemlich gut, doch es gibt einen großen Unterschied zwischen der Einsamkeit während der mehrmonatigen Fahrradreise und der Einsamkeit privat im Alltag. Erstere habe ich oft als angenehm empfunden, es gab mir ein großartiges Gefühl von Freiheit und je weiter ich von zuhause weg war, umso leichter war es damit umzugehen. Zudem war ich sowieso den ganzen Tag beschäftigt und verfolgte mein Ziel, rechtzeitig Nepal zu erreichen. Zuhause dagegen ist es oft schwierig mit der Einsamkeit umzugehen, zwar helfen Dinge wie Arbeit oder Sport, doch während alle um mich herum ihr Leben weitergelebt haben, blieb mein Privatleben durch diesen Ausflug auf der Strecke und es fühlt sich schwer an diese Lücke zu schließen“, so der Sportler.

Welche „Angebote gegen Einsamkeit“ kennen Sie im Landkreis Rottal-Inn?

„Um ehrlich zu sein, kenne ich keine Angebote direkt, aber mir ist durchaus bewusst, dass es mehrere Telefonhotlines gibt, die einem bei dieser Problematik weiterhelfen können.“

Was wäre ein Anreiz für Sie, Angebote gegen Einsamkeit zu nutzen?

„Bisher war ich glücklicherweise in der Lage, alle Herausforderungen und schwierigen Abschnitte meines Lebens selbst zu meistern. Trotzdem kann es immer zu dem Punkt kommen, an dem man sich aus eigener Kraft nicht mehr aus dieser Situation befreien kann. Da ist es gut zu wissen, dass man damit auch nicht alleine zurechtkommen muss, sondern sich ganz unverbindlich Hilfe vor Ort suchen kann“, sagt Schachinger.

 

 

 

Bild: Sophia Freudenstein, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus Rottal-Inn und Marius Schachinger unterhalten sich im Rahmen der Postkartenaktion über das Thema Einsamkeit.