Anfang August brachen 16 Naturinteressierte anlässlich einer Ausbildungswoche in Richtung Schweiz auf mit dem Ziel, „Inn-Guide“ zu werden. Die länderübergreifende Maßnahme ist Teil des Interreg-Projekts INNsieme connect, an dem neben dem Naturium am Inn (Landkreis Rottal-Inn) mit 8 Teilnehmern auch die Naturschutzorganisationen Natopia (Tirol) mit 6 Teilnehmern und Pro Terra Engadiana (Engadin) mit 2 Teilnehmerinnen beteiligt waren. Die Ausbildung führte das Naturium gemeinsam mit Natopia durch.
Ziel des Interreg-Projektes INNsieme connect ist es, dem durch den Menschen geprägten Inn etwas Natürlichkeit zurück zu geben und die Bevölkerung über die wunderschönen Lebensräume an den Ufern des Inn aufzuklären. „Die Inn-Guides sollen einesteils ihre neuen Kenntnisse innerhalb ihrer Organisationen weitergeben, anderenteils durch den Blick über den Tellerrand Anregungen für ihre Arbeit vor Ort erhalten“, so Dorena Buchmeier, die selbst mit dabei war und die Ausbildung absolvierte bzw. in Bayern anleitete.
Die Reise begann am Malojapass (Oberengadin) mit einem anstrengenden Aufstieg zum Lunghinsee, dem Quellsee des Inns auf ca. 2.500 m NN. Im Unterengadin wurden am zweiten Tag unter sachkundiger Führung zwei Renaturierungsprojekte am Inn besichtigt. Vom dritten bis sechsten Tag bereisten die „Lehrlinge“ den Tiroler Inn. Mitarbeiter der Organisationen Natopia und WWF sowie externe Experten gaben interessante Führungen zu Themen wie Geologie, Flussgeschichte, Flora und Fauna am Inn. Zugleich erhielten die Teilnehmer auch Einblicke in die Probleme, die die intensive Besiedlung und Nutzung des engen Tals für die Natur, aber auch für den Menschen mit sich bringt.
Die letzten beiden Tage gehörten dem bayerisch-oberösterreichischen Inn. Ein „Muss“ für angehende „Inn-Guides“ war ein Besuch des Inn-Museums in Rosenheim mit zahlreichen historischen Exponaten vor allem zur früheren Innschifffahrt. Bei Zwischenhalten an Staustufen mit Laufkraftwerken des österreichischen Kraftwerkbetreibers Verbund AG konnte bei Gars am Inn die erste naturnah gestaltete Fischaufstiegshilfe betrachtet werden. Am Nachmittag gab es für die Teilnehmer interessante Einblicke in das Naturium und das Europareservat Unterer Inn bei Ering. Am letzten Tag erreichten die „Inn-Guides“ schließlich in Passau nach 517 Flusskilometern die Mündung des Inns in die Donau – der Flusskilometer 0 der Zählung. Ein besonderes Schlusserlebnis an der Fischaufstiegshilfe Ering war das „Besendern“ von Fischen durch Mitarbeiter vom Lehrstuhl für aquatische Systembiologie der Technischen Universität München. Dabei werden den Tieren ähnliche Mikrochips eingesetzt wie bei Haustieren. Bei Fischen geht es darum, ihre Wanderungen verfolgen zu können und die Wirkung flussbaulicher Maßnahmen zu prüfen.
Zum Abschluss fand nun Mitte August die feierliche Zertifikatsübergabe im Naturium am Inn in Ering durch Landrat Michael Fahmüller, Dorena Buchmeier, Leiterin des Naturium am Inn sowie Wolfgang Bacher von Natopia statt. „Es freut mich enorm, dass ich 16 frischgebackenen Inn-Guides zu dieser einzigartigen Ausbildung gratulieren darf“, so Landrat Michael Fahmüller. „Diese Ausbildung war ein anspruchsvolles Programm. Und ich bin überzeugt, man macht so etwas nicht wegen eines Zertifikats. Man macht es, weil man die Natur liebt. Mit ihrem neu dazugewonnen Wissen werden Sie helfen, dass wir den Inn nicht nur nutzen, sondern auch bewahren. Somit leisten Sie alle einen Beitrag, der weit über unsere Landkreisgrenzen hinaus wirkt – denn der Inn verbindet Länder, Kulturen und Landschaften. Dafür möchte ich Ihnen meinen großen Dank aussprechen“, so Fahmüller bei der Verleihung.