02.06.2022 - Gesprächsrunde A94-Tunnellösung und 380 kV-Leitung

Landrat diskutiert mit Stromnetzbetreiber TenneT und der Autobahn GmbH über mögliche Zusammenlegung der Projekte

 

Auf Beschluss im Kreistag hin hat sich Landrat Michael Fahmüller Ende vergangenen Jahres in einem Schreiben an die Bundesregierung gewandt mit der Forderung, vor dem Hintergrund der 380 kV-Leitungen im Landkreis die Erdverkabelung zur Höchstspannungs-Drehstrom-Übertragung in jedem geeigneten Einzelfall zu ermöglichen. Aus einem Antwortschreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ging daraufhin eine klare Absage über eine mögliche rechtliche Anpassung der Gesetzeslage hervor, da eine Erdverkabelung nicht genehmigungsfähig ist, da kein politischer Auftrag vorliegt.

Daraufhin beschloss der Kreistag des Landkreises Rottal-Inn, dass der Bau der A 94 und der Bau der 380 kV-Stromtrasse in Simbach am Inn zusammengeführt werden sollen. Aufgrund dessen empfing vor kurzem Landrat Michael Fahmüller Dirk Daßler vom Stromnetzbetreiber TenneT sowie Stefan Pritscher von der Autobahn GmbH des Bundes, um eine mögliche Zusammenlegung zu diskutieren.

Daßler informierte Fahmüller darüber, dass die Planungsphase bereits größtenteils abgeschlossen sei und eine Umplanung massive zeitliche Auswirkungen hätte. „Verzögerungen bei der Umsetzung der Energiewende können wir uns unter den aktuellen politischen Entwicklungen nicht leisten, da der Netzausbau aktuell oberste Priorität hat, um die Energieversorgung langfristig sicherstellen zu können“, betont Daßler. Darüber hinaus wären die hochsensiblen Naturschutzbereiche in dieser Region mit Erdverkabelung keineswegs vereinbar. Für eine Verlegung der Kabel braucht es äußerst breite Trassen. Außerdem ist eine Wiederaufforstung über eine Erdverkabelung nicht möglich, da die Wurzeln die Leitungen beschädigen könnten. Zudem müssten an der Stelle, an der die Freileitung in den Boden taucht, Übergansstationen gebaut werden. Hinzukommt, dass die Auswirkungen auf das Chemiedreieck immens wären. Daßler ergänzte, dass der Baubeginn für die 380 kV-Trasse mit dem Streckenverlauf von Altheim (Landkreis Landshut) bis St. Peter (Österreich), die von Nordwesten her durch den Landkreis Rottal-Inn verläuft, nach einer Genehmigung bereits im Sommer 2022 stattfinden soll.

Auch Stefan Pritscher von der Autobahndirektion GmbH sprach sich gegen eine Zusammenlegung der A 94-Tunnellösung und der 380kV-Stromleitungen aus. Wie er betonte, befindet sich das Autobahnprojekt erst in der Planungsphase. Herr Pritscher schätzt, dass ein Baubeginn frühestens in zehn Jahren stattfinden kann und der Bau der A 94 in diesem Bereich erst Ende der 2030er-Jahre fertiggestellt werden könnte. Somit ist dies zeitlich mit dem Ausbau der 380 kV-Leitungen nicht vereinbar. Allgemein kann man aber sagen, dass in sämtlichen großen Tunnel- und Brückenbauwerken der Autobahn GmbH keine großen Stromleitungen verlaufen, da die Bündelung in der Regel viele Abhängigkeiten in der Planung, beim Bau und im Betrieb der Infrastruktureinrichtungen mit sich bringt. In der Planung müssen verschiedene Gesetzesgrundlagen und unterschiedliche Genehmigungsverfahren mit jeweils anderen Klagemöglichkeiten beachtet werden. Beim Bau müssen in zum Teil sehr beengten Verhältnissen die unterschiedlichen Teilmaßnahmen koordiniert werden. Auch im Betrieb der Infrastruktureinrichtungen ist die Bündelung problematisch. Arbeiten an den Leitungen führen in der Regel zu Behinderungen für den Verkehr auf der Autobahn und Unfälle auf der Autobahn können im Extremfall erhebliche Auswirkungen auf die Stromleitung haben.

„Die Ausführungen der Experten haben gezeigt, dass sich vermeintliche Lösungen nicht so einfach umsetzen lassen – auch hier steckt der Teufel wie so oft im Detail“, resümiert Landrat Michael Fahmüller zum Abschluss der Gesprächsrunde. „Ich denke, der gemeinsame Austausch über die Möglichkeiten einer Umsetzung war wichtig und vor allem aufschlussreich, um den Bürgern den aktuellen Stand aufzuzeigen, ist doch das Thema von großem Interesse für die Bevölkerung. Dafür möchte ich mich bei Herrn Daßler sowie Herrn Pritscher bedanken.“

 

 

 

 

Bild: Tauschten sich über die Möglichkeiten einer Zusammenlegung der A 94 im Raum Simbach und der 380 kV-Trasse aus (v.l.n.r.): Dirk Daßler, zuständig für Planung und Genehmigung beim Stromnetzbetreiber TenneT, Stefan Pritscher von der Autobahn GmbH Südbayern und Landrat Michael Fahmüller.