04.11.2025 - Kultur- und Baukulturpreisträger 2025 des Landkreises stehen fest

Ein Signal für grenzüberschreitende Kulturarbeit

 

Die Kultur- und Baukulturpreisträger 2025 stehen fest: Den achten Kulturpreis des Landkreises Rottal-Inn erhält in diesem Jahr das „Bauhoftheater Braunau“. Der Kulturförderpreis geht an die Nachmittagstheatergruppe der Realschule Pfarrkirchen. Mit dem Baukulturpreis, der alle zwei Jahre ausgelobt wird, wird in diesem Jahr die Gemeinde Egglham für die Sanierung und Erweiterung der Arztpraxis ausgezeichnet. 

 

Auf den ersten Blick überrascht die Wahl des diesjährigen Kulturpreisträgers, denn der Verein hat seinen Sitz im benachbarten Österreich. Doch schnell wird klar: Das Bauhoftheater Braunau lebt und verkörpert den grenzüberschreitenden Gedanken in bester Weise. Der Verein zählt 54 aktive Mitglieder, davon 28 aus Bayern und 16 aus Oberösterreich. Gespielt wird auf beiden Seiten des Inns – auf dem Kirchenplatz in Braunau, im Schlossgarten Ranshofen oder auch in Simbach am Inn. Dort war in diesem Jahr bereits eine große Theaterrevue im Zirkuszelt des AMEOS Klinikums Inntal zu sehen. Aktuell steht die Produktion „8 Frauen“ im Bürgerhaus Simbach am Inn auf dem Spielplan; Premiere ist am 7. November.

 

Seit seiner Gründung im Jahr 2004 hat sich das Bauhoftheater mit klassischen Stoffen in moderner Interpretation einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Aufgeführt wurden unter anderem Jedermann, Der Bockerer, Dantons Tod, Faust sowie 2024 Mein Kampf von George Tabori. Eine besondere Stärke des Ensembles liegt in der Verbindung von Laien und professionellen Schauspielern, die gemeinsam für außergewöhnliche Qualität sorgen. „Die grenzüberschreitende Kulturarbeit des Bauhoftheaters ist ein Signal“, betont Landrat Michael Fahmüller. „Gerade in der Kultur können wir Grenzen überwinden und zusammenarbeiten.“

 

Wer alle zwei Wochen – und vor einer Premiere sogar noch häufiger – nachmittags Theater spielt, muss echtes Herzblut mitbringen. Genau das zeigen die Schülerinnen und Schüler der Nachmittagstheatergruppe der Realschule Pfarrkirchen, die in diesem Jahr mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Rottal-Inn ausgezeichnet werden.

 

Unter der Leitung ihrer Lehrerin Carolin Stadler entwickelt die Theatergruppe ihre Stücke weitgehend selbst. Auch bei der jüngsten Produktion, die beim Theaterfestival der niederbayerischen Realschulen in Straubing gezeigt wurde, war Eigeninitiative gefragt: Es wurden Tänze einstudiert und auch um die Technik kümmerten sich die Schüler selbst. Das Ergebnis: ein ausdrucksstarkes Bewegungstheater, in dem Jugendliche mit einer „schwarzen Figur“ ringen – Symbol für Ängste und Herausforderungen der Gegenwart – während eine „grüne Figur“ Hoffnung verkörpert.

 

Die Jury zeigte sich beeindruckt von der minimalistischen, aber wirkungsvollen Inszenierung. „Hier wird mit wenigen Mitteln viel erreicht – fantasievoll, berührend und hochaktuell“, so das Urteil des Kulturausschusses. Auch Dr. Elke Maria Schwab-Lohr, Intendantin des Theaters an der Rott und Mitglied der Fachjury, lobte die Leistung: „Diese Aufführung ist etwas ganz Besonderes, weil sie sich auf das Wesentliche konzentriert.“ Als Teil des Kulturförderpreises dürfen sich die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler über einen zweitägigen Workshop im Theater an der Rott unter ihrer Leitung freuen.

 

Den Baukulturpreis des Landkreises Rottal-Inn in 2025 erhält die Gemeinde Egglham für die Sanierung und Erweiterung der Arztpraxis. Die Gemeinde Egglham erwarb das Praxisgebäude aus den 60er Jahren als der dort praktizierende Arzt in den Ruhestand ging. Mit der Planung zu Sanierung und Erweiterung wurden die Arc-Architekten aus Bad Birnbach beauftragt. Diese setzten auf eine behutsame Sanierung und eine unauffällige Erweiterung: Hinter der alten Gartenmauer entstand ein moderner Anbau mit zwei zusätzlichen Behandlungsräumen, barrierefreiem Zugang und behindertengerechten Sanitärräumen. Ein umlaufendes Glasband unter dem schwebenden Flachdach sorgt für viel Tageslicht, ohne Einblicke zu gewähren.

 

Auch ökologisch setzt das Projekt Maßstäbe: Der Neubau besteht aus schadstofffreiem, leimfreiem Massivholz, der Boden aus umweltfreundlichem Linoleum, und ein begrüntes Dach verbessert das Mikroklima und den Regenwasserrückhalt. Im historischen Gebäudeteil wurden charakteristische Elemente wie die originale Treppe mit Geländer bewusst erhalten.

 

Die Preisträger dürfen sich auf ein Preisgeld in Höhe von 2500€ bzw. 500€ und eine Preisfigur freuen. Die feierliche Verleihung findet im Rahmen eines Festaktes im November statt.