23.09.2025 - Den Toten einen Namen geben

Forschungsprojekt zur Aidenbacher Bauernschlacht 1706 erreicht den Landkreis Rottal-Inn

 

Die Heimatforscher des Projekts „Team 1706“ haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie wollen den rund 2000 getöteten Aufständischen der Aidenbacher Bauernschlacht von 1706 ihre Namen und Geschichten zurückgeben. Am vergangenen Montag stellten sie im Landratsamt Rottal-Inn ihre Arbeit vor. 
Im Januar 1706 zogen etwa 4000 Bauern und Knechte aus Niederbayern in Richtung Vilshofen, um die dortige kaiserliche Besatzung zu vertreiben. Am 8. Januar kam es bei Aidenbach zur entscheidenden Schlacht. Die kaiserlichen Truppen, rund 800 Soldaten und 400 Reiter, schlugen den Aufstand blutig nieder. Etwa 2000 Aufständische verloren ihr Leben, die Verluste der kaiserlichen Seite waren gering.

Projektleiter Nikolaus Arndt aus Aldersbach, von Beruf Bauingenieur, beschäftigt sich seit seiner Jugend mit der Bauernschlacht. 2022 gründete er ein Forscherteam, das systematisch Kirchenbücher und Archivquellen auswertet. Im Landkreis Passau ist die Arbeit bereits weit fortgeschritten, nun richtet sich der Blick auf den Landkreis Rottal-Inn.
In Gemeinden wie Pfarrkirchen, Bad Birnbach und Triftern fanden die Forscher deutliche Spuren. So zeigen Einträge in Heiratsbüchern, dass die Zahl verwitweter Frauen 1706 deutlich anstieg – in Birnbach von durchschnittlich sieben bis acht auf 45. Viele Männer waren offenbar in der Schlacht gefallen.

 

Unterstützung durch moderne Methoden

Neben den Kirchenbüchern nutzen die Heimatforscher auch Aktenbestände im Staatsarchiv Landshut. Dort liegen umfangreiche „Briefprotokolle“ des damaligen Pfleggerichts Reichenberg. Um die über 850 Seiten in alter Schrift auszuwerten, arbeiten die Forscher mit dem Lehrstuhl für Computational Humanities an der Universität Passau, genauer mit Professor Malte Rehbein und seinem Mitarbeiter Markus Gerstmeier, zusammen. Sie ließen in einem Hauptseminar Studenten an die Übertragung der Texte mit moderner KI. Die Ergebnisse dazu sollen bald vorliegen. 

Landkreisvertreter und Gemeindeverantwortliche zeigten sich überzeugt von der Relevanz des Projekts. Der Kulturbeauftragte des Landkreises Dr. Drost überbrachte im Termin die besten Grüße von Landrat Michael Fahmüller, der das Vorhaben ausdrücklich unterstützt. „Die Arbeit trägt wesentlich dazu bei, abstrakte Zahlen mit individuellen Schicksalen zu verbinden und Geschichte so anschaulicher zu machen. Zudem eröffnen sich Möglichkeiten, das Thema in Schulen und in der Jugendarbeit zu behandeln“, so der Kulturbeauftragte.

 

 

 

Bild: Bei der Projektvorstellung im Landratsamt: (v. l.) der Kulturbeauftragte des Landkreises Dr. Ludger Drost, Trifterns Bürgermeisterin Edith Lirsch, Projektleiter Nikolaus Arndt, Projektmitarbeiter Franz Herrndobler und Sachgebietsleiter Martin Hofbauer.